«Pura Natura 2021» Foto-Tour durch Costa Rica

Im November 2021 hat die diesjährige Foto-Rundreise zu beiden Ozeanen, Vulkanen und Regenwäldern stattgefunden. Ich kann es vorweg sagen: Es war eine tolle Tour mit naturbegeisterten Menschen die schnell eine angenehme Gruppenatmosphäre geschaffen haben. Und es hat auch in Costa Rica sehr «gemenschelt», denn wir haben unsere lokalen Partner und Familien in den Tropica Verde Regenwald-Projekten besucht und tiefe Einblicke erhalten, wie gut ihr Leben im Einklang mit der Natur funktioniert.(für die Fotos zur Reise einfach ganz nach unten scrollen)

Aber erstmal der Reihe nach:  Am Tag nach der Ankunft in San José hat uns unser erfahrener lokaler Guide Enrique zunächst durch die alten und neuen Stadtviertel der Hauptstadt geführt. Natürlich mit unzähligen amüsanten Geschichten zur Historie und selbstverständlich mit einem leckeren abschließenden Essen im quirligen, bunten Mercado Central. Am nächsten Tag führte uns Enrique sehr früh auf den Vulkan Irazu und wir erreichten den Gipfel bei strahlendem Wetter (leider mit leerem Kratersee, dem Klimawandel sei Dank…). Von hier aus hatten wir einen tollen Ausblick auf die «Wetterküche» Costa Ricas Richtung Karibik und die Gemüsekammer des Landes am Fuß des Vulkans. Hier ist Landwirtschaft noch Handarbeit in kleinen Parzellen mit vielen Gemüsesorten. Danach ging’s in die ehemalige Hauptstadt Cartago mit schöner Basilika und am Nachmittag haben wir im Lancaster Garten die erste «Regenwald light» Tour durchgeführt. Schon bald konnte jeder etwas über Orchideen, Helkonien und Bromelien referieren! :-)) Test bestanden!! Es war ein informativer und amüsanter Start in die Naturschönheiten des Regenwalds.

Tags darauf ging es weiter durch den gewaltigen Braulio Carrillio Bergregenwald Richtung Cahuita an die Karibikküste. Im Küstenregenwald wurden wir erst eingeregnet (gut für uns, denn die einheimischen Sonntags-Strandbesucher flüchteten schnell nach Hause, und so hatten wir den Wald quasi für uns) bevor dann die Sonne wieder durchkam. Gemeinsam mit unserer lokalen Führerin Susanne entdeckten wir zahlreiche Tierarten, wie die Jesus-Christus-Echse (Stirnlappen-Basilisk), die bei Gefahr über Wasser rennen kann. In den Baumkronen entdeckten wir Dreizehenfaultiere, die seelig vor sich hin schlummerten während Waschbären und Kappuzineräffchen auf Nahrungssuche durch den Wald wuselten. Es war richtig was los im Wald. Und an der Flussmündung konnten wir von ganz nah Stechrochen beobachten, die darauf warteten, dass sie die Flut zurück ins Meer spült.

Am 3. Tour-Tag tauchten wir erstmals tief in dichten Dschungel ein. Mit der «Reserva Finca Curré» hat Tropica Verde seit 1991 einen einzigartigen Primärwald erhalten. Diesen wollten wir gemeinsam mit unserem langjährigen Partner Thierry, der regelmäßig das Monitoring durchführt, ein Stück durchwandern. 2021 haben wir gemeinsam mit Thierry’s Sohn Silvio ein gut sichtbares Eingangstor etabliert, das die Reserva noch besser als Schutzgebiet ausweist, denn der Druck durch Abholzungen in benachbarten Gebieten wird immer größer. Ca. 3 Stunden hat Thierry uns durch diesen wunderschönen alten Wald geführt, vorbei an ca. 400 Jahren alten «Ceiba» Bäumen, und er hat uns immer wieder die Geheimnisse dieses einzigartigen Walds näher gebracht. Danach erwartete uns sein Sohn Silvio bereits mit einem zauberhaft gestalteten Mittagessen aus rein vegetarischen Zutaten, die alle in Thierry’s Dschungelgarten wachsen. Die Küchenabfälle wurden anschliessend mit selbst hergestellter Bioaktivkohle zu natürlichem Pflanzen-Dünger vermischt. So geht Recycling und Nachhaltigkeit!

Auch der nächste Morgen startete mit einem tollen Öko-Projekt: Enriques Tochter Ina Ramos schützt in der Nähe von Cahuita einen Regenwald, und nutzt die darin enthaltenen alten Kakao-Bäume zur Ernte von Kakaobohnen. Ganz ohne Pestizide und Chemie. Auch hier werden die Abfälle der Ernte als organischer Dünger genutzt. Ina produziert nach Fermentierung, Trocknung und der Extraktion der Kakaobutter eine köstliche Schokolade in verschiedenen Geschmacksvariationen («Goracao» – Tree To Bar Process). Ein ökologisches Schokoladen-Projekt mit großer Leidenschaft umgesetzt! Und seeehr lecker….

Am Nachmittag erreichten wir Siquirres und nach einer Stärkung im Hotel fuhren wir zum privaten Naturreservat «Las Brisas» in den Bergen. Unter kundiger Führung vom Besitzer der Reserva, Don Erick, ging es dann auf Nachtwanderung durch den gut erhaltenen Urwald. Wie immer kamen hier Liebhaber bunter und seltener Froscharten voll auf ihre Kosten. Zwischen Glasfrosch bis Riesen-Gleitlaubfrosch und zahlreichen skurril anmutenden Insektenarten wie den Gespenster-Schrecken kamen wir aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. So sieht Regenwald bei Nacht aus, insbesondere, wenn es kurz davor geregnet hat! Ein weiterer Höhepunkt war die Beobachtung einer großen Lanzenotter («Terciopelo») auf der Jagd nach Fröschen und kleinen Säugetieren, die sich vor unseren Augen durch einen Regenwald-Bach schlängelte. Eine beeindruckende Begegnung mit einem aktiven Jäger der Nacht!

Nachdem uns die «Geheimnisse im Regenwald» nun vollends gepackt haben, ging es am 6. Tag noch ein Stück tiefer in den Dschungel zum jüngsten Tropica Verde-Schutzgebiet «Reserva Kinkajou». Für unseren Busfahrer war bereits der erste Streckenteil eine echte Herausforderung, denn enge Hängebrücken mussten überfahren und Brückenübergänge mit Hilfe von lokalen Helfern noch schnell mal bustauglich gemacht werden. Danach ging’s weiter mit dem 4×4 Jeep auf einer schwierigen Gelände-Piste und über eine derart marode Holz-Brücke, dass wir sicherheitshalber vorher ausstiegen. Die Reserva Kinkajou von Tropica Verde kombiniert Wiederaufforstung, Wald- und Artenschutz. Gemeinsam mit unserem Projektpartner Pedro, dem Besitzer der benachbarten Yatama-Lodge, haben wir «Jabillo» Setzlinge (Sandbüchsen-Naum) gepflanzt (eine Spende tags zuvor von Don Erick). Diese Bäume werden in ca. 5-10 Jahren wichtige Futterbäume für die seltenen Großen Soldatenaras. Tatsächlich konnten wir jeden Tag 3-4 Vögel dieser vom Aussterben bedrohten Art über die Reserva Kinkajou fliegen sehen. Sie steuerten zum Beispiel die großen Affentopfbäume an, die Tropica Verde bereits 2017 vor der Abholzung bewahren konnten. Natürlich waren wir auch wieder nachts im Dschungel unterwegs und haben zahlreiche Tierarten wie den nachtaktiven Wickelbär («Kinkajou»), den majestätischen Kronen-Laubfrosch oder die farbenprächtige Korallenschlange entdeckt. Wir beobachteten die knallorange Krabbenspinne beim Beschützen ihres Nests und den durchsichtigen Glasfalter beim nächtlichen»Abhängen». Tapir- und Pumaspuren konnten wir ebenfalls identifizieren, und eine Bachelorarbeit zur Säugetierfauna in 2021 hat gezeigt, dass hier zahlreiche seltene Arten wie Tapir, Ozelot, Jaguarundi und Paca-Schwein unterwegs sind. Auch die Aufforstung schreitet voran: Etwa 700 Bäumchen von über 30 verschiedenen Arten hat Tropica Verde auf der «Reserva Kinkajou» in 2021 gepflanzt. Alle wurden aus lokal gesammelten Samen gekeimt und in einer extra angelegten Baumschule (schaut euch gerne dazu unser Youtube Erklär-Video von Anfang 2021 an) aufgezogen. Jetzt hoffen Pedro und Tropica Verde, dass hier schon bald die abgeholzten Lücken geschlossen sind und ein neuer artenreicher Wald entsteht.

Am 8. Reisetag machten wir uns auf den Weg Richtung nicaraguanische Grenze zum kleinen Örtchen Boca Tapada. Die Wegstrecke ist geprägt von riesigen Ananas-Monokulturen soweit das Auge reicht. Nahezu alle Ananas, die wir in Deutschland und der Schweiz kaufen können, stammen aus dieser Region. Leider auf Kosten der Umwelt: Neben den Bananen benötigt auch die Ananas große Mengen an Pestiziden (siehe dazu auch SWR Bericht von 2019) und diese verunreinigen Bäche, Flüsse und Trinkwasser in der Region. Gleichzeitig weiten sich die Ananasplantagen immer stärker aus und bedrohen die Wälder der Region. Dennoch gibt es auch hier noch kleine Naturparadiese, die zumeist von privaten Naturschützern oder NGOs erhalten werden. Tropica Verde und internationale Partner schützen Regenwald im Projekt „Lapa Verde“ (s. auch „ein neues Quad für Ulises“ von 2018) ganz in der Nähe des Grenzflusses Rio San Juan, um seltenen Tierarten wie Tapir, Jaguar und den Großen Grünen Aras Rückzugsgebiete zu erhalten. Wir haben uns in der Eco Lodge «Pedacito de Cielo» einquartiert und wanderten von hier aus mit dem lokalen Guide Hugo in den nahe gelegenen Primärwald. Außerdem waren wir mit dem Boot auf dem Rio San Carlos Richtung Grenze zu Nicaragua unterwegs und konnten Kaimane, Eisvögel, verschiedene Reiherarten und, als besonderes Highlight, den seltenen Königsgeier aus der Nähe beobachten. Und natürlich kamen in Boca Tapada alle Tukanarten, die vorwitzigen Arasaris und die bunten Naschvögel und Tangare vor unsere Fotolinse. Die Fotoapparate glühten! Ein echtes Highlight für alle Ornithologen und Hobbyfotografen!

Nach Boca Tapada fuhren wir weiter an den Vulkan Arenal und hatten nach soviel Regenwald tatsächlich mal richtige Entspannungstage: Zwei Nachmittage verbrachten wir in den warmen Vulkanquellen und den Pools des Hotels in der Nähe des Städtchens Fortuna. Am zweiten Arenal-Tag wanderten wir über schwindelerregende Hängebrücken durch das private «Mistico» Naturreservat. Eine komplett andere Perspektive für alle! Zum ersten Mal haben wir den Regenwald in der Höhe durchwandert, wo sich das eigentliche Leben abspielt, nämlich in den Baumkronen. Und dabei haben wir faszinierende Tierarten wie den Zimtbrustmotmot entdeckt, der bei Gefahr mit seinen langen Schwanzfedern hin- und herwedelt, um zu signalisieren: Ich habe dich gesehen, wenn du mich jagen willst, bin ich längst weg….

Am 12. Tag der Reise fuhren wir entlang des Arenal-Sees zur Halbinsel Nicoya. Um dorthin zu gelangen, überfährt man die «Brücke der Freundschaft» (Puente de Amistad) über den Rio Tempisque, der hier in den Golf von Nicoya mündet. Hier waren wir mit Capitan Gabino verabredet, der uns mit seinem Boot tief in Flussarme des Palo Verde Nationalparks führte. Eine tolle Fahrt, bei der vor allem der Bug beliebter Sitzplatz war, denn man kam sich teilweise vor wie am Amazonas. Und auch die Tierwelt zeigte sich artenreich: Wir beobachteten Fischadler beim Jagen, weiße Ibisse, Sichler, Mangroven-Bussarde und viele andere Vogelarten.

Am späten Nachmittag erreichten wir das gemütliche Städtchen Hojancha und die in der Nähe liegende Naturlodge der Fundacion Monte Alto. Monte Alto ist ein weiteres Naturschutzprojekt, das Tropica Verde seit über 20 Jahren unterstützt. Gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung, den Schulen und Mitarbeitern der Fundacion Monte Alto wurden mehr als 60% eines 900 ha großen abgeholzten Talkessels mit vielen Viehweiden wieder in einen artenreichen Mischwald umgewandelt. Jeder, der Monte Alto besucht, ist fasziniert von dem Wald, der auch die Trinkwasserversorgung der lokalen Bevölkerung deutlich verbessert hat. Man erlebt den Wald hautnah und schläft in Betten auf der offenen Terrasse, nur von Moskitonetzen überdacht, quasi zwischen den Bäumen. Und die Natur hat uns einen schönen Einblick gegeben mit zahlreichen Vogelarten wie dem farbigen Veilchen-Trogon und einem wunderbaren Nachmittag mit einer großen Brüllaffenfamilie, direkt vor unserem «Schlafzimmer». Wir haben verschiedene Wege des Reservats erwandert, wie z.B. den schön angelegten «Sendero de la Orquideas» mit zahlreichen Orchideen-Arten. Und für die Berg-Wanderer unter uns war der «Mirador» ein weiteres Ausflugsziel, von dem man sowohl den Golf von Nicoya als auch den Pazifik sehen kann. Ein wunderbarer, auch bei den Einheimischen beliebter, Aussichtspunkt, von dem man den Sonnenuntergang über dem Pazifik genießen kann.

Von Hojancha waren es dann nur noch 1,5 h bis nach Tamarindo, dem Endpunkt unserer Rundreise. Tamarindo ist ein wuseliges Strandstädtchen mit vielen Touristen, die vor allem zum Wellenreiten und wegen der spektakulären Sonnenuntergänge hier ihre Ferien verbringen. Etwas abseits vom Trubel auf einem Hügel steht die «Villa Motmot», das Ökohaus der langjährigen Tropica Verde Aktivisten Stefan Rother & Michael Ott. Der artenreiche Garten ist ein echtes Highlight für Vogelliebhaber, denn Papageien, Langschwanzhäher, Fliegenschnäpper, Oriole, Arasaris, Spechte oder der Augenbrauen-Motmot kann man von den verschiedenen Terrassenebenen hautnah erleben und fotografieren. Außerdem geben sich nachts Gürteltiere, Stinktiere, Waschbären und Opposums, angelockt von den süßen Papayas, im Garten ein Stell-Dich-Ein. Von hier aus haben wir nach der morgendlichen Strandwanderung eine Bootsfahrt in den Mangroven-Nationalpark gemacht, mit Sichtung von Baby-Krokodilen, Winkerkrabben und zahlreichen Vogelarten. Vieles ist in Tamarindo fußläufig erreichbar. Dadurch konnte auch unser liebenswürdiger und super pünktlicher Busfahrer Henry die letzten Reisetage nochmals richtig ausspannen bevor er uns nach der 17-tägigen Natur-Erlebnisreise wieder sicher an den Flughafen nach San José gebracht hat.

Wer mehr zu dieser «Pura Natura» Gruppenreise, die nur einmal pro Jahr mit maximal 10 Teilnehmern (mindestens 7 Teilnehmer) angeboten wird, erfahren möchte, kann mich jederzeit gerne kontaktieren und ich sende umgehend die Reisebeschreibung mit Preisen für November 2022 zu.

Herzliche Grüße und Pura Vida,

Stefan

Noch eine Info zu den Fotos: Wenn Ihr die jeweiligen Fotos beim Scrollen immer mal wieder anklickt, erscheint der dazu gehörige Text.

Zahlreiche Fotos zu meinen Reisen 2017 & 2018 zu den Tropica Verde Schutzprojekten und in die Regenwälder Costa Ricas findet ihr unter https://www.faunity.ch/category/regenwald-schutz-costa-rica/

Viel Spass beim Lesen, Betrachten und Stöbern!

Stefan