Im Wald des Tamandua – Wandern auf der Halbinsel Osa

4.-9. Dezember 2017

Von Orotina aus, wo uns unser netter Gastgeber in seinem ehrwürdigen klapprigen Hyundai trotz fehlender Nummernschilder wegen einer kleinen Ordnungswidrigkeit noch schnell zur Busstation gebracht hat, war es ein Tagestrip zur Halbinsel Osa. Mit dem ersten Bus gelangten wir, wegen Überfüllung knapp 5 h auf dem Boden sitzend, bis zur Strassenkreuzung Piedras Blancas nahe der Grenze zu Panama. Mit viel Glück erwischten wir dann den einzigen Bus, der an dieser Kreuzung hält, und uns in 2 h nach Puerto Jimenez auf der Halbinsel Osa brachte. Von da ab fuhren wir nochmals 1,5 h mit dem Allrad-Taxi durch mehrere Flüsse nach Carate in unser Hotel „Laguna Vista Villa“. Gerade angekommen konnten wir uns nicht satt sehen vom strahlendem Sternenhimmel mit Vollmond, der die Küste in ein zauberhaftes Licht tauchte. Ein toller Empfang nach dem langen Trip!

Schon bei Sonnenaufgang erlebt man, was die Halbinsel Osa so besonders macht: Die Brandung des Pazifiks wird immer wieder übertönt von den Rufen der roten Aras, die pärchenweise den Regenwald überfliegen. Im Hintergrund brüllen die Affen und in der Lagune zu unseren Füssen wimmelt es von Reihern, Löfflern und Watvögeln, die sich vor den Kaimanen in Acht nehmen müssen. Es ist ein farbenfrohes Schauspiel.

Um Tiere zu beobachten, genügt es schon, die Küsten-Strasse vom Hotel in Richtung Nationalpark Corcovado zu laufen. In den Wäldern entlang der Strasse tummeln sich alle in Costa Rica beheimateten Affenarten: Kappuziner-Äffchen, Spinnenaffen, Brüllaffen und die kleinen Eichhörnchen-Affen. Oft sind sie mit Nachwuchs unterwegs, der gerne auf Mama’s Rücken rumturnt oder sonstige Kunststücke 30 m über dem Boden versucht. Die grossen Spinnenaffen hangeln sich schnell und ähnlich graziös wie Gibbons durch die Äste und die Kappuziner stellen sich als Meister der Nahrungsbeschaffung dar. Wer schon mal selbst in schweisstreibender Arbeit eine Kokosnuss geöffnet hat und dann zuschaut, wie schnell so ein winziger Affe die Nuss knackt, der staunt nicht schlecht. Auf dem Weg zum Corcovado NP gelangt man auch zum schwarzen Sandstrand, an den verschiedene Schildkrötenarten, unter anderem die bis zu 800 kg schwere Lederschildkröte, zur Eiablage kommen. Immer wieder sehen wir von Volontären ausgelegte Bambusgitter, die auf den Nestern liegen, damit diese nicht von Hunden oder anderen Tieren ausgegraben werden. Zusätzlich werden viele Eier in eine von der Community geförderten Aufzuchtstation gebracht. Die geschlüpften Schildkröten werden dann am frühen Morgen hundertweise am Strand ausgeschüttet wo sie unter menschlichem Geleitschutz ihren Weg zum Meer finden.

Wenn man im Wald des Jaguars, Pumas, Tapirs und Tamanduas wandern möchte, muss man mittlerweile tief in die Tasche greifen. Neben dem Eintritt von 15 USD/Person für den Corcovado NP muss man auch einen Guide bezahlen, denn ohne darf man nicht rein. Und ein Guide kostet auch nochmals um die 60 USD pro Person. Viele Hotels erheben noch eine Vermittlungsgebühr und dann ist man schnell 100 USD/Person los. Wie wir feststellten, ist die eigene Suche nach einem Guide und die Registrierung für den NP Eintritt eine höchst zeitraubende Angelegenheit und man wird das Gefühl nicht los, dass das Ganze schon ein echter Touristen-Nepp geworden ist. Dennoch haben wir uns nach reiflicher Überlegung entschieden, Corcovado zu besuchen, und haben uns selbst einen Guide gesucht, der uns einen Tag durch den Wald geführt hat. Die Erwartungen vieler Touristen, einen Tapir oder Jaguar zu sehen, sind natürlich nicht realistisch. Umso mehr haben wir uns gefreut, einen Tamandua, den kleinen Ameisenbär, aus nächster Nähe zu beobachten und zu fotografieren. Der Name Tamandua kommt von seiner schwarz-weissen Zeichnung, die an eine Weste erinnert. Er ist recht kurzsichtig und verlässt sich stark auf seinen Geruchssinn. Dementsprechend hat er uns, da wir reglos da standen, gar nicht bemerkt und uns fast über den Haufen gelaufen. Im Gegensatz zum grossen Verwandten klettert der kleine Ameisenbär gerne auf Bäume, wie wir gut beobachten konnten. Dort schaufelt er mit seinen langen Krallen Termitenbauten oder Ameisennester auf und nutzt seine 60 cm lange klebrige Zunge zur Ameisenjagd. Die Ameisen wehren sich natürlich mit ihrem Gift. Deshalb bleibt der Ameisenbär nur kurz und richtet am Nest keine zu grossen Schäden an. Neben dem Tamandua gibt es im und um den Corcovado NP noch vieles mehr zu entdecken, wie die dort häufiger kommende Boa Constrictor, Caracaras und, und, und…..

Viel Spass beim Anschauen der Fotos!

Fortsetzung folgt…..