Im Vogelparadies und Kaffeeanbaugebiet im Santos Tal

9.-14. Dezember 2017

Von Osa aus sind wir mit dem Bus von Puerto Jimenez ca. 4 h die Bergstrasse nach San Isidro de General hinauf gerumpelt. Wir hatten mal wieder beste Unterhaltung im Bus mit einer Tica die mittlerweile grösstenteils in Deutschland lebt, aus der Gegend um San Isidro de General stammt und viel vom Land und der Gegend hier zu berichten wusste. Es war bereits spät als wir in San Isidro ankamen, und es war hier auf 700 m Höhe bereits merklich kühler. Wie gewohnt, hatten wir nicht wirklich einen Plan, wie wir zum Quetzal Nationalpark bei San Gerardo de la Dota auf 1600 m Höhe kommen sollten. Dazu kam noch ein grosses Fest in San Isidro, die Strassen waren verstopft und Taxis Mangelware. Aber es kam wie immer im hilfsbereiten Land der Ticos: Der Busfahrer hat kurz mal einen Taxista rangewinkt und wir haben den Preis für den Rest der Reise vereinbart. Eine Taxifahrt, die Michael und ich noch lange in Erinnerung behalten sollten. Der Taxifahrer war komplett überfordert mit seinem Gefährt, dem holprigen Weg durch die Wälder und dem Auffinden unserer kleinen Eco-Lodge mitten im Nebelwald. Und als nach einer weiteren Stunde Gerumpel auf nem kleinen Bergpfad mehrere Leute in der 200 Seelen Gemeinde Providencia de la Dota die Stirn runzelten bei den Begriffen „Hotel“ oder „Lodge“, war der Taxista nervlich am Ende. Umkehren war hier auch nicht eine echte Option. Und nur eine Gabelung weiter stand ein Schild: „Tami Lodge“, 1 km. Yes, we made it…!!!

Die Unterkunft Tami Lodge (Tami bedeutet „Spirit of the Mountain“) war der Hammer: Eine mit Palmdächern und lokalen Materialien stilvoll in das bergige Gelände integrierte total ökologische Lodge ohne Strom (dafür mit wieder aufladbarer Laterne). Und jeder Bungalow hat eine verglaste Dusche mit herrlichem Blick über das ganze Tal. Und geduscht wird nicht mit ner Handbrause sondern das Wasser sprudelt wasserfallartig aus einer aus Stein geformten Duschwand. Authentischer geht’s kaum! Gegessen wird im einzigen kleinen Restaurant weit und breit, ca. 150 m entfernt von den Cabinas mit dem besten Gallo Pinto unseres Trips serviert von einer herzlichen Gastgeberfamilie. Und über die nächsten Tage sollten wir die Gegend, die Projekte und die Menschen noch gut kennen lernen. Und ins Herz schliessen!! Allen voran Jonathan, dem Erfinder und Macher der „Green Communities“. Zusammen mit seinem Partner Carlos hatte er um 2008 die Idee, eines der grössten Kaffeeanbaugebiete Costa Ricas im Santos Tal, hier werden ca. 40% des costaricanischen Kaffees angebaut, zu einem Refugio des ökologischen Anbaus zu machen. Mit mehr Wald-Durchmischung, weniger Pestiziden und besserem Einkommen für die Bauern. Noch ist das Projekt stark auf die Hilfe ausländischer Volontäre angewiesen. Stetig wechselnde Volontäre aus verschiedenen Ländern helfen beim Kompostieren, Düngen, Transportieren und sogar beim dringend notwendigen Strassenbau. Denn durch die starken Stürme nimmt die Erosion zu, die einzige schmale Zugangsstrasse bröckelt an vielen Stellen und rutscht immer wieder stückweise in die Tiefe. Ein schönes Beispiel, wie man die Erosion reduziert, konnten wir direkt bei der Tami Lodge begutachten, wo eine neue Strasse mit hohem Randstein aus recycelten Cola-Flaschen die Regenmassen gezielt wegleitet. Diese Strasse wurde von Volontären gebaut und jeder Strassenmeter trägt einen Namen. Auch aus Deutschland (Frankfurt/M.) kamen bereits die ersten Studenten um zu helfen. Die Volontäre bezahlen einen bestimmten Betrag und erhalten dafür mehrere Reisetrips unter fachkundiger Führung, Kost und Logis, Tanzkurse von den lokalen Jugendlichen usw.. Das Geld wird in die ökologisch-landwirtschaftlichen Projekte re-investiert und die Bauern profitieren von besseren Preisen für ihren Öko-Kaffee. Langfristig soll sich das Projekt über grössere Flächen ökologischen Kaffeeanbaus selbst tragen. Gleichzeitig werden Wälder geschützt und mit dem ökologischen Anbau verbunden.

Wir haben bei einigen Aktivitäten mit Volontären zugeschaut und mitgemacht. Man hat das Feuer der Begeisterung sowohl bei Jonathan als auch den Studenten gespürt. Man will was bewegen!!

Natürlich sind Michael und ich auch in der Natur unterwegs gewesen. Mich hat allein schon der Artenreichtum an Kolibris, die in den Wäldern rund um die Tami Lodge auf ständiger Blütensuche sind, fasziniert. Und bei der Kolibri-Beobachtung entdeckte ich ständig weitere, in allen Farben schillernde Vogelarten, wie die kleine Auswahl an Fotos unten dokumentiert. Die von Jonathan gegründete Organisation „Green Communities“ bietet natürlich auch Führungen in den Nebelwald zu den Quetzalen an. Unter fachkundiger Führung von dem Nature Guide Alonso kraxelten wir bereits morgens um 5.30 bei Sturm und Regen in den Nebelwald. Wir mussten aber bei der ersten Wanderung nach 3 h aufgeben. Erfolgreicher waren wir dann 3 Tage später und sahen einigen Quetzalen bei der Nahrungssuche in den wilden Avocado-Bäumen, ihrer Lieblingsspeise, zu. Je nach Meereshöhe reifen die Früchte zu unterschiedlichen Jahreszeiten, und so ziehen die Quetzale übers Jahr zwischen den Berg- und Nebelwäldern hin- und her. Sollte das Nahrungsangebot trotzdem zu gering sein, entscheidet das Weibchen ob es ggf. nur 1 Ei oder eben 3-4 Eier legt. Vorausschauend gedacht!

Wir waren echt überrascht vom unglaublichen Vogelreichtum in dieser schönen Gegend um Piedra de la Dota. Allein im Garten unserer unglaublich netten Hausnachbarn Dona Ana und Enrique (sie besitzen auch ein kleines B&B) tummeln sich mehr Vogelarten als in so manchem Wildreservat. Dona Ana verköstigte uns mit selbst gemachtem Kaffee (s. Bild). Und wir wurden von den beiden obendrein noch zum weihnachtlich traditionellen Tamale Essen eingeladen. Eine wunderbare Mischung aus Reis, Maismehl, Gemüse und Hühnchen, eingewickelt in Bananenblätter, die morgens noch über dem Feuer angekokelt wurden. Lecker und endlich mal was typisch vorweihnachtliches bevor wir uns zurück in die mitteleuropäische Kälte wagen.

Wir haben uns in dieser friedvollen Stille des Tals weitab von der nächsten Stadt bei tollen Menschen sehr wohl gefühlt und spontan um 2 Nächte verlängert. Trotz frostiger nächtlicher Temperaturen ein wunderbares Erlebnis zum Abschluss unserer zweimonatigen Reise.

So, das war’s nun aber von unser intensiven Trip durch ein tolles Land mit tollen Menschen. Viel Spass mit den letzten fotografischen Eindrücken.

Wir wünschen allen einen guten Jahresausklang und einen guten Start in 2018.

Und wir freuen uns natürlich nochmals sehr über eure Kommentare und Anregungen.

Viele Grüsse und PURA VIDA, Stefan und Michael

Dies ist leider der letzte Reisebeitrag unseres wunderschönen Trips durch Costa Rica vom Oktober bis Dezember 2017. Wir haben euch sehr gerne mit auf die Reise genommen, und wir hoffen, ihr habt einige Eindrücke von diesem faszinierenden Land erhalten. In diesem Sinne: PURA VIDA y hasta luego!!

Stefan und Michael