Unterwegs im Primärwald an der Karibikküste

25.11.-29.11.2018

Bereits 1992 haben wir mit Tropica Verde (www.tropica-verde.de) einen wertvollen ursprünglichen Primärwald erhalten, der Teil eines wichtigen biologischen Korridors zwischen dem Indianergebiet Keköldi und dem staatlichen Schutzgebiet Gandoca-Manzanillo darstellt. Das Gebiet liegt nahe Panama an der südlichen Karibikküste. Den 80 ha grossen Wald haben wir Finca Curré genannt, nach einem der hier vorkommenden Tukan Art. Ein direkter Nachbar der Finca Curré ist Thierry, den ich bereits seit knapp 30 Jahren kenne. Er lebt mit seiner Familie komplett abseits der Zivilisation in den Hügeln der unteren Talamanca und ich durfte 2 Nächte bei ihnen wohnen. Eine wunderbare Gelegenheit, mitten in der Natur ohne Internet, Strom und fliessendes Wasser zu verbringen und nur den Geräuschen des Waldes zu lauschen. Gemeinsam mit Thierry bin ich dann auch gut 8 Stunden durch den sehr gut erhaltenen Wald auf der Finca Curré gewandert. Es geht dabei auch immer darum, Präsenz im Wald zu zeigen, um dem illegalen Holzfällen und der Wilderei vorzubeugen. Bislang hat das hervorragend geklappt, denn der Wald ist nach wie vor ein gut geschützter Primär-Regenwald mit Jahrhunderte alten Almendros (Bergmandelbäume), Nispero chicles und Ceiba Bäumen. Der Artenreichtum ist hier sehr hoch wie auch kürzliche wissenschaftliche Arbeiten über Reptilien gezeigt haben. Thierry kontrolliert den Wald regelmässig im Auftrag von Tropica Verde.

Die Bilder zeigen, wie vollkommen organisch-biologisch die Familie von Thierry mit und für den Wald lebt. Und sie geben einen Eindruck von unserem Tagestrip durch das wunderschöne Naturreservat Finca Curré und einigen seiner Bewohner.

Bereits früh morgens sind zahlreiche Kolibris wie die Rostschwanz-Amazilie unterwegs, um den süssen Nektar zu tanken, den die Pflanzen während der tropischen Nacht produziert haben. Wer zuerst kommt, tankt am besten….. Man erwacht vom kämpferischen Gezeter der Kolibris beim Gerangel um die besten Tankstellen, von den Rufen der paarweise über den Wald fliegenden Amazonen (Papageien) und den sehr melodischen Oropendulas (Webervögel). Wenn man durch den Wald läuft, überquert man zahlreiche kleinere Bachläufe. Hier ist die Weisslippen-Schildkröte heimisch, die bei Gefahr ihren Bauchdeckel mittels Scharnier komplett verschliessen kann. Unter umgefallenen Baumstämmen am Bach halten sich tagsüber Fledermäuse auf und eine Etage höher sieht man verschiedene Anolis Eidechsen, die mit ihren bunten aufgeklappten Kehldeckeln imponieren wollen. Auch von den grün-schwarzen giftigen Pfeilgiftfröschen, Goldbaumsteiger genannt, und den roten Erdbeerfröschchen gibt es reichlich. Weitere Froscharten, die wir auf unserem Weg gefunden haben sind der Rotaugenlaubfrosch (nachtaktiv) und verschiedene Arten der Regenfrösche im Bild unten Craugastor megacephalus, mit dem grossen Kopf). Ringsherum flattern Schmetterlinge wie der blaue Morpho (zusammengeklappt unscheinbar braun mit Augenzeichnung), den knallgrünen Malachitfalter oder verschiedene Parides und Heliconius Arten.

Als Biologe habe ich die Tage an und in der Finca Curré aufgrund der grandiosen Natur sehr genossen. Der Familie von Thierry bin ich dankbar, dass ich so nett in das Familienleben aufgenommen wurde. Es ist toll, mal gar keinen Handyempfang zu haben und sich einfach im glasklaren Fluss zu waschen.

Nur Spinnenphobiker darf man hier nicht sein, denn die gibt’s nachts hier in Hülle und Fülle…. J

Viel Spass beim Bilder schauen und bis zum nächsten Blogbeitrag,

Stefan

Zahlreiche Fotos auch zu meiner letzten Reise in die Regenwälder Costa Ricas in 2017 findet ihr unter https://www.faunity.ch/category/regenwald-schutz-costa-rica/

Viel Spass beim Lesen, Betrachten und Stöbern!

Stefan