Im Naturreservat Yatama und im Braulio Carillio Nationalpark unterwegs

8.-11. November 2017

Nach unserer tollen Stippvisite im Naturreservat Las Brisas hat uns der nette Taxifahrer Gilberth von Siquirres nach Horquetas bei Puerto Viejo de Sarapiqui chauffiert. Natürlich mit ein paar Dollarzeichen in den Augen…. Dort wurden wir am lokalen Supermarkt von Pedro, dem Besitzer der Yatama Lodge abgeholt. Er hat einen alten Geländewagen mit 4×4 Getriebe, denn ohne den würde man die 8,5 km entfernte Lodge nicht erreichen. Michael war total begeistert wie Pedro diese Wahnsinnsstrasse voller Geröll, tiefen Pfützen und Schlamm mit all unserem Gepäck gemeistert hat. Die Yatama Lodge ist eingebettet in ein ca. 40 he grosses Privatreservat, das direkt an die Primärwälder des grossen Braullio Carillio Nationalparks grenzt (siehe Luftaufnahme Frontbild). Die einzelnen Cabinas liegen mitten im Wald, Internet gibt es nicht, Strom nur zwischen 18.-20.00. Also Natur pur. Und die haben wir reichlich erwandert, teilweise bis zu 8 h am Tag. Pedro ist ein total sympathischer Naturbursche mit einem 80 jährigen, top fitten naturliebenden Vater, der ebenfalls regelmässig durch den Wald wandert. Und er hat ein tolles kleines Team um sich aufgebaut mit Nature Guides und der Kochperle Paula (Michael schwärmt immer noch vom Essen…). Wir waren zumeist allein auf der Lodge und hatten somit die volle Unterstützung der Guides, die auch jede Nacht mit uns durch die Wälder zogen. Nicht immer ungefährlich, da es hier viele Terciopelos (Grosse Lanzenotter) gibt, die vorwiegend nachts unterwegs sind. Unten findet ihr ein Bild von einer hübschen, jungen aber nicht minder giftigen Terciopelo. Und wer mein Faible für Schlangen kennt, der ahnt schon, dass bei den Fotos noch das eine oder andere Reptilienbild dabei ist….

Die Guides, vor allem Donald aus Nicaragua, haben ein unglaubliches Auge für die versteckten und gut getarnten Tiere. Ohne sie hätten wir noch nicht mal die Hälfte, insbesondere nachts, zu Gesicht bekommen. Gleich auf der ersten Nachtwanderung entdeckten wir ein nur 10 cm grosses (mit Schwanz 20 cm) niedliches Mexikanisches Maus-Opossum. Es war auf Streifzug nach Insekten und sonstigen Leckereien und sah uns erstaunt aus den grossen schwarzen Nachtaugen an. Und als wir nach oben schauten, blickte aus den Baumkronen ein leicht verpenntes Stachelschwein aus dem Kronendach auf uns herab. Ein ganz witziges Tier ist der „Tink-Frog“. Er kennzeichnet quasi akustisch die Nacht des costaricanischen Dschungels wie kaum ein anderes Tier. Aber man findet ihn nie, hört ihn nur. Winzig klein, nur ca. 3 cm gross, knallt er ein permanentes „Tink“ in den Dschungel. Wir waren ganz glücklich, als wir das Tierchen endlich mal entdeckten und mussten lachen, als wir sahen, dass die Schallblase fast genauso gross wie das ganze Tier war. Es hat also seinen Verstärker immer dabei und beschallt damit den Wald. Der Frosch spring eigentlich nie, sondern latscht behäbig auf allen vieren über die Blätter. Deshalb ist er so schwer zu entdecken. Aber vor den Baumschlangen muss er sich hüten…

Und was wäre eine Dschungelnacht ohne eine Eule mit ihren wachen Augen, die jede Bewegung entdecken und erfolgreicher Nachtjäger ist. Zum Beispiel die Bewegungen einer gut 15 cm langen Stabheuschrecke, die ihrerseits gut getarnt auf einem grünen Blatt liegt und einem bemoosten Ast zum Verwechseln ähnlich sieht. Und auch die Baumnattern sehen Ästen zum Verwechseln ähnlich. Nur das Züngeln auf der Suche nach Beute, verrät sie hin und wieder…..

Auch tagsüber gibt es im Wald eine Menge zu entdecken. Donald erklärt uns zum Beispiel die Mimbre Fasern, die sich, extrem reissfest, zum Bau von Sofas, Sesseln oder Sombreros eignen. Sie hängen als lange Fäden von den Baumriesen herunter. Ebenfalls hoch oben von den Bäume stammen Gefässe mit Deckeln, die am Boden liegen. Es sind sogenannte „Monkey-Pots“, grosse Samenbehälter eines Urwaldriesen (siehe auch die grossen Samenkapseln am Baum), die gerne von den Affen geöffnet werden, weil sie leckere süsse Samen enthalten. Auch für Menschen sind sie eine Delikatesse mit Milch oder Yoghurt…. Und zwischen den Monkey-Pots hüpft ein winziger „Blue-Jeans-Frog“ herum. Es ist ein Pfeilgiftfröschchen, das in diesem Wald „blaue Hosen und Handschuhe“ trägt und daher seinen Namen bekommen hat. Schön bunt und giftig…. Und während Michael gerade noch gut gelaunt mit Wanderstock durch den grünen Dschungel tänzelt, hält er plötzlich abrupt ein, denn auf so einem bemoosten Stein hat es sich eine giftige Bocaraca, eine grüne Greifschwanzlanzenotter, bequem gemacht, und man sollte da gut aufpassen wo man hinfasst.. Mal ganz ehrlich: Hättet Ihr sie auf dem Bild mit dem Gummistiefel entdeckt? Zusammengerollt und gut getarnt auf nem Stück Holz? Gummistiefel geben einem da schon einen gewissen Schutz…. Aus der Nähe und mit Blitz erkennt man sie dann natürlich leicht.

Wir haben in den 4 Tagen intensiv mit Pedro zusammen gesessen und uns gut kennen gelernt. Wir haben vor, zusammenzuarbeiten, zum Beispiel was die Dokumentation des Grossen Soldatenaras angeht. Pedro verfügt über eine gute Datenbank über viele Jahre und will diese nun auch uns und dem CCT zur Verfügung stellen. Wir haben den entsprechenden Kontakt mit Alexander vom CCT hergestellt, der die Daten koordiniert. Pedro konnte auch bereits beobachten, dass sich die grünen Aras auf seinem Gebiet von sieben (!!) verschiedenen Fruchtbäumen ernähren. Also weit mehr als wir bislang annahmen, was ein gutes Zeichen ist. Und auch Michael konnte sich persönlich davon beobachten, als er einen Ara zufällig eine Frucht namens „Monkey Comb“ öffnen sah und dies auf Video dokumentierte. Als Abschluss haben wir auch ein Interview mit Pedro gemacht, das wir in Kürze auf der Tropica Verde und Faunity Website veröffentlichen werden. Dort hat er die Brisanz für die noch bestehenden Wälder rund um die Yatama Lodge eindrücklich erklärt.

Wir haben die Tage dort genossen, mit den Kolibris, den Manakin Vögeln (siehe Foto vom kugelrunden white colored Manakin), den Brüllaffen und den Pavo Hühnern aufzuwachen. Aber wir hörten auch den ganzen Tag Kreissägen im Hintergrund, und leider werden im Umkreis um den Nationalpark die letzten Wälder zunehmend gerodet. Pedro würde gern mehr Wald schützen, aber das Land ist teuer. Und somit gehen die Abholzungen rund um den Park stetig voran….

Viel Spass beim Fotos schauen und bis zum nächsten Beitrag….

Fortsetzung folgt…..